Rosacea – Ursache Demodexmilben?

Frage: Eine Frage beschäftigt mich schon lange und hat gerade durch einen Beitrag einer Kollegin auf Facebook wieder an Aktualität gewonnen.

Wenn Rosacea durch die Demodex-Milbe ausgelöst wird, warum gilt sie dann nicht als ansteckend? Im aktuellen Fall behauptet eine Kollegin, der Ursache einer beginnenden Rosacea einer Kundin auf die Spur gekommen zu sein. Der Partner der Kundin leidet an einer Blepharitis und die Milbe sei auf die Kundin übergegangen. Woher die Kollegin wissen will, dass die Blapharitis im vorliegenden Fall von der Milbe ausgelöst wurde, weiß ich nicht. Selbst wenn das hier der Fall war, muss doch sicherlich eine Disposition der Kundin dazu vorliegen, oder?

Antwort:

Demodexmilben spielen ganz sicher eine Rolle bei der Ausprägung der Rosacea und auch bei anderen entzündlichen Hautzuständen. Deshalb lohnt es sich, in diesen Fällen einen Behandlungsversuch mit einem (apothekenpflichtigen) Wirkstoff vorzunehmen, zusätzlich zur kosmetischen Behandlung. Wichtig: Die apothekenüblichen Cremegrundlagen sind unserer Meinung nach aus vielerlei Gründen nicht hautphysiologisch. Wir haben deshalb gemeinsam mit dem Hautzentrum Hiltrup eine spezielle Dermatolan-Rezeptur mit Metronidazol entwickelt. Dabei wird Metronidazol in der Apotheke in unsere Dermatolan-Alphacreme eingearbeitet. Der Apotheker nimmt für Metronidazol und für das Einarbeiten ca. 5 Euro, dazu kommt dann für Ihre Kundin noch der Preis für 50ml Alphacreme. Es kommt natürlich auf Ihren Arzt an, ob er ein solches Rezept ausstellt.

Eine Blepharitis (das ist eine Entzündung der Augenwimpern) kann, muss aber nicht durch Demodex ausgelöst werden. Es gibt zahlreiche weitere Ursachen für eine Augenlidentzündung, das ist in der Praxis oft sehr schwer zu diagnostizieren.

Aber unabhängig davon ist mir bisher kein Fall eines Ansteckungsverdachts durch Demodex untergekommen, auch in der Fachliteratur gibt es keinen Ansatzpunkt dafür. Die Demodexmilben gehören nun mal zu unserer autochthonen (also natürlich vorkommenden) Mikrofauna. Wir haben vor Jahren im MPI bei 10 untersuchten hautgesunden Personen (mittels Sebummikroskopie aus dem seitlichen Nasalbereich auf Demodexmilben) eine „Trefferquote“ von 8 Personen gefunden. Also eine praktisch immer vorhandene Demodex“besiedlung“ ohne Hautsymptome. Mit zunehmendem Alter und in der Menge abhängig vom seborrhoischen Hautzustand haben es die Demodexmilben immer leichter, eine passende Lebenssituation für sich zu finden und sich in Talgdrüsen und/oder im Haarfollikel übermäßig zu vermehren. Als Stoffwechselprodukte bilden sie aus dem Sebum u.a. freie Fettsäuren, die zu Irritationen führen können. Je nach Zustand des Immunsystems fällt die Gegenreaktion des betroffenen Menschen unterschiedlich stark aus, z.T. mit heftigen Pusteln und Papeln und Schwellungen, oft einseitig im Gesicht, Nacken und Brustbereich.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet tatsächlich statt, schon im Säuglingsalter, aber auch während des Lebens durch Hautkontakt. Jedoch ist für eine „Demodexentzündung“ eine solche Übertragung nicht notwendig und auch nicht ursächlich. Wenn die Umstände „positiv“ für ein lokales Überhandnehmen von Demodex sind, dann passiert das so oder so. Ansonsten werden auch bei experimenteller „Impfung“ die Demodexmilben in die autochthone Mikrofauna einfach eingegliedert und von unserem Immunsystem kontrolliert, ohne dass es zu irgendeiner Irritation oder dergleichen führt.

Übrigens sind die Demodexmilben im Gesamtspektrum der Rosacea nur ein einzelner „Baustein“ und nach aktuellem Wissensstand nicht „die“ Ursache.

Wir haben dennoch durch die Behandlung dieser einen (manchmal entscheidenden) Ursache bei rosaceaähnlichen Hauterscheinungen durch unsere spezielle Demodexkur sehr gute Erfolge gesehen.

Liebe Grüße, Michael Schmidt